Bauingenieurwesen

Nachhaltigkeit im Bau: Lösungsideen, Ziele und Gründe

Nachhaltigkeit im Bau

Was sind Themen, die eure Kunden/Kandidaten interessieren? Welche großen Projekte werden 2022 erwartet? Nachhaltiges Bauen - Holzbauweise, Kreislaufwirtschaft im Bau...

Der Klimawandel und der damit immer lautere Ruf nach Nachhaltigkeit spielt auch in der Baubranche inzwischen eine wichtige Rolle. Expert:innen sehen für die Branche die Möglichkeit und gleichzeitig die Pflicht, eine treibende Kraft im Bereich Nachhaltigkeit zu werden. Schließlich ist die Baubranche einer der größten Faktoren in Bezug auf den Ausstoß von Treibhausgasen. Wir möchten heute erklären, warum Nachhaltigkeit gerade in der Baubranche so wichtig ist, welche Ziele die Branche verfolgt und welche Ideen es für nachhaltiges Bauen gibt.

Warum Nachhaltigkeit in der Baubranche so wichtig ist

Wird beim Bau von neuen Gebäuden wirklich so viel CO2 ausgestoßen, dass die Baubranche sich massiv mit dem Thema Nachhaltigkeit beschäftigen muss? Diese Frage mag sicherlich im ersten Moment aufkommen. Spinnt man den Gedanken zu Neubauten allerdings etwas weiter, wird schnell klar, dass nicht der tatsächliche Aufbau der Gebäude das Problem ist. Das Problem liegt in den Materialien, die im Bau verwendet werden. Besonders häufig genutzt werden Stahl, Beton und Zement, für deren Herstellung und Transport die sogenannten grauen Emissionen ausgestoßen werden. Werden Gebäude dieser Bauweise abgerissen, entstehen auch beim Rückbau und der Entsorgung erneut graue Emissionen. Dadurch ist die Baubranche für knapp 40 Prozent des weltweiten CO2-Ausstoßes verantwortlich. Im Bereich der Entsorgung steht die Bauindustrie in Deutschland sogar auf Platz 1: 55 Prozent des jährlichen Abfalls sind auf Bauunternehmen zurückzuführen.  

Es gibt also gleich mehrere Gründe, die für mehr Nachhaltigkeit in der Bauindustrie sprechen:  

  • Treibhausgase verringern: 40 % des CO2-Ausstoßes entstehen durch die Baubranche 
  • Müll reduzieren: Mehr als die Hälfte des Mülls ist auf den Bau und Rückbau zurückzuführen 

Lösungen und Ideen für mehr Nachhaltigkeit in der Bauindustrie

Schaut man sich die Zahlen an, werden die Ziele für die Zukunft der Baubranche schnell klar: weniger CO2-Ausstoß, weniger Müll, mehr Wiederverwertung. Zu konkreten Handlungen werden Bauunternehmen durch die Politik jedoch bisher nicht verpflichtet. Der Anreiz soll eher durch Förderung geschaffen werden. Es gibt bereits einige Ideen innerhalb der Baubranche, die für mehr Nachhaltigkeit sorgen und Lösungen für mehr Klimaschutz bieten sollen: 

  • Sanierungen fördern 
  • Integrale Planung 
  • Holzbau  
  • Energieeffizienz steigern 
  • Klimafreundliche Baustoffherstellung  
  • Transportwege reduzieren 

  Wir haben uns die einzelnen Ideen genauer angesehen: 

Sanieren statt abreißen

Wurden in den letzten Jahren vor allem Neubauten gefördert, zum Beispiel durch die KFW-Förderung für energieeffizientes Bauen, möchte die neue Bundesregierung den Fokus darauf legen, Sanierung zu fördern. Dieser Ansatz ist aus Sicht des Klimaschutzes durchaus sinnvoll: Die graue Energie, die bereits in Gebäuden steckt, ist verloren, wenn diese abgerissen werden. Werden Häuser und Wohnungen stattdessen energetisch saniert, entsteht kein Abfall durch den Rückbau und die Energie, die für die Herstellung der Baumaterialien verwendet wurde, ist nicht verschwendet. Außerdem sind viele ältere Gebäude durch Ölheizungen oder ähnliches nicht energieeffizient und schwer zu beheizen. Hier besteht allerdings aktuell oft das Problem, dass sich eine energetische Sanierung finanziell weniger lohnt als das Gebäude abzureißen und ein neues zu bauen. Demnach fehlen hier noch die Anreize aus der Politik – wird die Sanierung stärker gefördert, steigt auch die Nachhaltigkeit in der Baubranche.

  

Integrale Planung für mehr Nachhaltigkeit

Um Gebäude nachhaltiger zu bauen, muss der gesamte Lebenszyklus dieser Gebäude bereits in der Planung berücksichtigt werden. Außerdem gilt es, Ressourcen so sparsam und effizient wie möglich einzusetzen. Beide Ansätze werden in der integralen Planung umgesetzt. Anders als im klassischen Bauprozess werden hier nicht alle Schritte nacheinander durch unterschiedliche Unternehmen geplant und ausgeführt. Vielmehr handelt es sich um einen ganzheitlichen Prozess, der alle nötigen Planungs- und Ausführungsschritte von Anfang an integriert. Umgesetzt werden kann dieser Ansatz zum Beispiel mit Hilfe von Building Information Modeling (BIM). Hier haben alle Beteiligten eines Bauprojekts Zugriff auf die nötigen Informationen und können mögliche Probleme bereits von Anfang an erkennen und verhindern. Außerdem können alle Arbeitsschritte und benötigten Materialien aufeinander abgestimmt werden, sodass Verschwendung von Ressourcen vermieden werden kann.

Nachhaltig Bauen mit Holz

Eine weitere Möglichkeit, die Baubranche nachhaltiger auszurichten, ist der Bau mit Holz. Holz ist ein nachwachsender Rohstoff und wird in Deutschland inzwischen sehr naturnah bewirtschaftet. Laut Umweltbundesamt wächst heute mehr Holz nach als genutzt wird. Gleichzeitig gilt Holz als klimaneutraler Baustoff. Für die Verarbeitung wird im Gegensatz zur Produktion von Stahl oder Beton kaum Energie benötigt, der Vorfertigungsgrad von Holz ist hoch. Hier gilt es allerdings, die Weiterverarbeitung und die Recyclingfähigkeit am Ende des Lebenszyklus eines Gebäudes zu beachten. Oft wird Holz mit Gips, Abdichtungen und Verklebungen verarbeitet, die sich bei Entsorgung nicht mehr voneinander trennen lassen, sodass die Stoffe nicht recycelt werden können. Inzwischen werden einige Wohnsiedlungen in Hybridbauweise geplant und umgesetzt, die die Vorteile konventioneller Baustoffe wie Beton und Stahl mit den Vorteilen von Holz kombinieren. So werden die Rohstoffe effizient eingesetzt und gleichzeitig ist die Energieeffizienz der Gebäude hoch.

Energieeffizienz zur nachhaltigen Nutzung von Wohnraum

Nachhaltigkeit in der Baubranche bezieht sich nicht nur auf den Bauprozess selbst. Je nachhaltiger die Nutzung der gebauten Wohnungen und Häuser ist, desto mehr trägt die Baubranche zum Klimaschutz bei. Energieeffizientes Bauen ist deshalb bereits seit einigen Jahren eines der wichtigsten Ziele zahlreicher Bauunternehmen sowie der Politik. Beispielsweise durch die KFW-Förderung sollte in den letzten Jahren ein Anreiz geschaffen werden, energieeffizienter zu bauen. Während der EH 55 Standard inzwischen allgemeiner Baustandard bei Neubauten geworden ist, soll der EH 40 Standard bald wieder gefördert werden. In diesem Bereich gibt es also durchaus bereits Anreize aus der Politik, die Nachhaltigkeit weiter voranzutreiben.

CO2-arme Herstellung von Baustoffen

Besonders häufig wird beim Bau von Wohngebäuden Beton eingesetzt. Dieser Stoff produziert in seiner Herstellung sehr hohe CO2-Emissionen: Etwa 2 Prozent der Treibhausgasemissionen in Deutschland sind auf die Zementherstellung zurückzuführen – weltweit sind es sogar 8 Prozent. Technisch gibt es inzwischen einige Ansätze, wie die Zementherstellung klimafreundlicher gestaltet werden kann, zum Beispiel durch CO2-Abscheidung. Allerdings fehlt es hier unter anderem an finanziellen Anreizen und dem Fokus auf Klimaschutz in den Bauordnungen – die Forschung und ein Umstieg lohnen sich wirtschaftlich für die Unternehmen nicht.

Geringere Importe und kürzere Transportwege

Auch der Transport spielt eine wichtige Rolle in der Klimabilanz der Baubranche. Viele Baustoffe werden importiert und legen damit weite Wege zurück, um auf deutschen Baustellen zum Einsatz zu kommen. So wurden im Jahr 2020 zum Beispiel etwa 1 Mio. Tonnen Zement importiert. Wie auch in anderen Branchen gilt: Je kürzer die Transportwege und je geringer die Importe sind, desto besser ist das für unser Klima. Auch hier finden sich allerdings die Unternehmen aktuell in der Eigenverantwortung – es fehlt an Förderung für nachhaltiges Bauen. Schließlich sind die Importe in der Regel günstiger als die regionale Herstellung, wodurch Klimaschutz sich für viele Bauunternehmen wirtschaftlich nicht rentiert.

Nachhaltigkeit im Bau bedeutet mehr als nur umweltschonende Materialien: Umdenken und Anreize sind nötig

Schutz der Umwelt durch den Einsatz klimaneutraler Materialien im Bau ist ein wichtiger Grundsatz für die Zukunft. Allerdings ist es damit im Bereich der Nachhaltigkeit nicht getan. Es gibt noch zahlreiche weitere Faktoren, die bei der Entwicklung eine Rolle spielen:

  • Wiederverwendbare Materialien & Kreislaufwirtschaft 
  • Niedriger Energiebedarf der Gebäude 
  • Kurze Transportwege 
  • Effizienter Einsatz der Rohstoffe 
  • Konzepte zur Nachnutzung

Es ist einerseits an den Bauunternehmen, innovative Lösungen zu entwickeln und andererseits an der Politik, Anreize für das nachhaltige Bauen zu schaffen. Denn Nachhaltigkeit fordert eine ganzheitliche Planung und kommt vor allem nicht mit einem Patentrezept. Diese ganzheitliche Planung erfordert wiederum Fachwissen und einen Expertenstatus, an dem es vielen Unternehmen noch fehlt. Eine Möglichkeit, mit diesem Thema in Kontakt zu kommen, ist die Zusammenarbeit mit Freelancern, die sich auf Nachhaltigkeit in der Bauindustrie spezialisiert haben.

Um zum Beispiel in das Thema integrale Planung oder BIM einzusteigen, beraten Freiberufler:innen Unternehmen und betreuen die Bauprojekte in der Planungsphase. Der große Vorteil an der Zusammenarbeit mit Freelancern ist nicht nur ihr Expertenwissen, sondern vor allem auch die Flexibilität. Hier bietet sich die Möglichkeit, neue Arbeitsweisen zu testen, ohne sich fest an ein neues Team zu binden. Denken Sie auch über die Arbeit mit Freelancern für Ihre nächsten Bauprojekte nach? Dann nehmen Sie gerne Kontakt zu uns auf. Wir beraten Sie zum Ablauf und bringen Sie mit den passenden Freiberufler:innen zusammen.   

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