Immer mehr Branchen klagen über den Fachkräftemangel – ausbleibende Bewerbungen und zu wenig Nachwuchskräfte begünstigen die Personalknappheit, während der demografische Wandel für eine immer älter werdende Belegschaft sorgt. Einige Branchen sind von diesen Entwicklungen jedoch deutlich stärker betroffen als andere. Wir geben einen Überblick über die Gründe und haben eine Übersicht erstellt, in der wir die Branchen vorstellen, die am stärksten vom Fachkräftemangel beeinflusst werden.
Warum sind Branchen wie die IT stärker vom Fachkräftemangel betroffen als andere?
Die Gründe, aus denen einzelne Berufsfelder oder ganze Branchen stark vom Fachkräftemangel betroffen sind und andere Branchen nach wie vor eine hohe Anzahl an Bewerbern finden, sind vielfältig. Einerseits sind steigende Aufträge dafür verantwortlich, aber auch die alternde Bevölkerung sowie die fehlende Anpassung der Ausbildungsberufe oder Studiengänge. Nehmen wir einmal die IT-Branche als Beispiel: Die voranschreitende Digitalisierung hat dafür gesorgt, dass der Bedarf an IT-Dienstleistungen in den letzten Jahren rapide gestiegen ist. Gleichzeitig ist die Branche eine derjenigen, in denen neue Entwicklungen am schnellsten entstehen und beispielsweise alte Software immer wieder angepasst werden muss. Der Bewerbermarkt hingegen ist nahezu leergefegt: So schnell, wie neue Fachkräfte benötigt werden, können Unternehmen nicht ausbilden oder Universitäten ihre Studierenden lehren. Diese Problematik ist jedoch nur einer von vielen Gründen für den Fachkräftemangel.
Ranking – diese Branchen sind am stärksten vom Fachkräftemangel betroffen
Inzwischen teilen laut Angaben des Bundes mehr als die Hälfte der Unternehmen mit, den Fachkräftemangel zu spüren. Sie haben Schwierigkeiten, geeignete Bewerber zu finden, ihre ausgeschriebenen Stellen bleiben für mehrere Monate unbesetzt. Im Jahr 2020 blieben laut Statista im Jahresdurchschnitt mehr als 600.000 Positionen offen. Einige Branchen sind jedoch besonders stark betroffen.
MINT- und IT-Fachkräftemangel
Laut Daten von Bitkom waren in IT-Berufen im Jahr 2020 86.000 Stellen unbesetzt. Sieht man die fehlenden IT-Fachkräfte in Zusammenhang mit den unbesetzten Stellen in der gesamten MINT-Branche (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik), steigt die Zahl sogar auf 276.900 offene Stellen. Gleichzeitig befürchten viele Arbeitgeber, dass der Bedarf an Mitarbeiter:innen in den kommenden Jahren noch steigen wird. Die Digitalisierung, aber auch die Bewältigung des Klimawandels erfordern zahlreiche Spezialist:innen, um kommende digitale Herausforderungen zu meistern. Die Personalknappheit in diesen Berufen besteht, obwohl die IT-Branche bereits zahlreiche kreative Maßnahmen für das Recruiting entwickelt und umgesetzt hat. Kaum ein Arbeitsbereich geht so stark auf die Wünsche der Bewerber:innen ein und bietet so viel Flexibilität.
Besonders gefragte Berufe im IT- und MINT-Umfeld sind folgende:
- Softwareentwickler:innen
- IT-Projektmanager:innen
- IT-Sicherheitsspezialist:innen
- Energietechniker:innen
Fachkräftemangel in der Bau- und Handwerksbranche
Auch das Handwerk sowie die Baubranche sind händeringend auf der Suche nach Mitarbeiter:innen. Im Handwerk blieben laut dem Kompetenzzentrum für Fachkräfte (KOFA) in 2020 65.000 Stellen unbesetzt – trotz der sinkenden Zahlen durch die Coronapandemie ist auch hier der Bedarf noch immer enorm. Besonders Gesellen werden in nahezu allen Berufen gesucht. Unter anderem ist dafür natürlich der Bauboom in Deutschland verantwortlich, der den Bedarf an Fachkräften ohnehin in die Höhe treibt. Andererseits steigen allerdings auch immer mehr Arbeitnehmer:innen altersbedingt oder aus anderen Gründen aus dem Handwerk oder der Baubranche aus. Immer mehr Arbeitgeber setzen in diesen Berufsfeldern auf Fachkräfte aus dem Ausland, um dem großen Mangel in Deutschland entgegenzuwirken.
Besonders gefragt sind in der Handwerks- und Baubranche folgende Berufe:
- Bauelektriker:innen
- KFZ-Techniker:innen
- Meister:innen und Ingenieur:innen im Tiefbau
Pflege und Gesundheit: Fachkräftemangel im sozialen Bereich
Der Pflegenotstand ist wohl nahezu jedem im letzten Jahr schmerzlich bewusst geworden. Aber nicht nur in der Pflege, sondern auch im sozialen Bereich fehlt es an Fachkräften, die Erwachsene, Kinder und Familien betreuen. Wie viele Fachkräfte und Hilfsmitarbeiter:innen an dieser Stelle konkret fehlen, lässt sich nur schwierig beziffern. Das Bundesgesundheitsministerium gibt jedoch an, dass im Jahr 2020 etwa 20.000 Stellenanzeigen bei der Bundesagentur für Arbeit allein für altenpflegerische Berufe gemeldet wurden, die im Schnitt mehr als 200 Tage unbesetzt blieben. Durch die alternde Bevölkerung steigt der Bedarf an Pflegekräften auch in den nächsten Jahren weiter an – in dieser Branche werden dringend ausgebildete Fachkräfte und neue Auszubildende benötigt.
Folgende Berufe werden in Gesundheit und Sozialem besonders benötigt:
- Altenpfleger:innen
- Krankenpfleger:innen und Helfer:innen
- Physio- und Ergotherapeut:innen
- Erzieher:innen
Dem Fachkräftemangel entgegenwirken: das können Unternehmen tun
Der Fachkräftemangel hat auch 2021 viele Branchen fest im Griff. Um dieser Situation entgegenzuwirken und wieder gut ausgebildete Mitarbeiter:innen finden zu können, treffen Arbeitgeber inzwischen Maßnahmen innerhalb des Recruitings. Gerade die stark betroffenen Branchen wie die IT, die Baubranche oder die Gesundheitsbranche sehen sich zwar vor großen Herausforderungen, haben aber auch bereits kreative Maßnahmen entwickelt, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Authentische Employer Branding Kampagnen sind zum Beispiel ein Weg, Bewerber von sich zu überzeugen - einerseits die Identifizierung mit dem Arbeitgeber und seinen Werten, andererseits jedoch auch Benefits wie flexible Arbeitszeitmodelle, Teilzeitangebote oder Programme zur innerbetrieblichen Weiterentwicklung tragen zur Attraktivität der Arbeitgebermarke bei. Gleichzeitig können Unternehmen jedoch auch für Nachwuchskräfte sorgen, indem sie selbst ausbilden oder die Weiterbildung kontinuierlich fördern. Professionelle Unterstützung können Arbeitgeber dabei außerdem von Personalberatungen erwarten – sie kennen nicht nur den Arbeitsmarkt, sondern verfügen auch über ein großes Netzwerk und Kenntnisse über die Wünsche potenzieller Kandidaten in den unterschiedlichen Branchen. Schlussendlich geht es im Recruiting darum, Unternehmen mit den besten Mitarbeiter:innen zusammenzubringen – auch trotz des Fachkräftemangels.